Die eigentlich für den zweiten Tag der Südtirol-Tour geplante Route war ziemlich lang. Geplant hatte ich gute 550 Kilometer - allerdings mit der Option, ein paar Passknacker-Punkte rauszuwerfen und die Tour so zu verkürzen. Und genau das tat ich auch, als ich morgens im Hotel die Augen öffnete. Zuerst warf ich einen Blick auf die Wetterprognose: Den ganzen Tag immer wieder Regenschauer in ganz Südtirol. Dann horchte ich in meinen Körper - mir steckten die Wetterverhältnisse von Tag 1 doch noch etwas in den Knochen. Frühstück gab es erst ab halb acht, also hatte ich noch knapp 2 Stunden Zeit, um mich und die Tagesplanung fertig zu machen.
Ich warf von den 21 geplanten Passknacker-Punkten insgesamt 11 aus der Planung, fügte allerdingsdings den an Tag 1 übersprungenen Kojotenpass wieder hinzu. Somit war der Tagesplan um etwa 250km gekürzt, die Route war nur noch 310 Kilometer lang.
Nach dem Frühstück ging ich zum Motorrad und fuhr die kleine Bergstraße vom Hotel runter nach Bozen - ideal um warm zu werden. Noch war es sonnig und trocken und sah nach einem tollen Tag aus.
Ich hielt auf “halber Höhe” zwischen Hotel und Bozen bei einer kleinen Aussichtsplattform an und schoss ein paar Bilder.
Der erste Pass des Tages war der Passo Lavaze, dieser liegt auf gut 1800m Höhe.
Der Himmel hat sich auf dem Weg hierher schon verdunkelt, noch blieb es allerdings trocken und ich ließ mein Regenzeug noch im Koffer. Mein nächster Nachweispunkt war der Passo Pramadiccio, hier setzte anhaltender Regen ein.
Ich zog also am Straßenrand meinen Regenanzug an, inzwischen gelingt mir das auch schon fast elegant. Vom Passo Pramadiccio sollte es weiter zum Manghen-Pass gehen.
Leider musste ich kurz nach diesem Bild auch schon meinen Tagesplan ändern - der Manghen-Pass war aufgrund von Unwetterschäden gesperrt.
Mit mir standen ebenfalls mehrere Gruppen von Motorradfahrern vor dem Schild, allesamt sehr enttäuscht. Ich begann meine Route umzuplanen. Calimoto hat seit neuestem eine Funktion “Straßensperre umfahren”, also sagte ich calimoto, die nächsten Kilometer sind gesperrt. Und siehe da, prompt folgte eine Alternative. Ich prüfte diese so gut es eben auf dem kleinen Display geht. Die neue Route führte mich über die eigentlich heute morgen aus der Route geflogenen Passknacker-Punkte Brusago, Passo del Redebus und Compet weiter nach Süden. Mir sollte es Recht sein.
Ich fuhr also nach Brusago, einem Ort auf gut 1100 Metern Höhe. Wettertechnisch regnete es immer mal wieder, allerdings kamen glücklicherweise keine Sturzfluten vom Himmel. Ich war mit der Regenkombi also ganz gut bedient, wenn der Regen stärker wurde, zog ich meine Neopren-Handschuhe zusätzlich an.
Sturzfluten wären auch in Bezug auf meine Schuhe schlecht gewesen - die Silikon-Überzieher haben sich ja an Tag 1 als nicht tauglich erwiesen, somit hätte ich wohl bei richtig starkem Regen wieder nasse Füße gehabt.
Der nächste Punkt, den ich unbedingt fahren wollte, ist die Kaiserjägerstraße. Eigentlich war die Käiserjägerstraße sogar der Anlass für diese Tour. Irgendwann 2019 hörte ich das Album “Alpenpässe” der amerikanischen Black-Metal-Band “Minenwerfer”, darauf befindet sich auch der Song “Kaiserjägerlied”. Und während ich die Hintergründe zu diesem Lied recherchiert habe, bin ich auch auf die Kaiserjägerstraße gestossen. Die wollte ich jedenfalls unbedingt einmal fahren - und so entstand die Planung zu dieser Tour.
Praktischerweise ist die Kaiserjägerstraße auch noch ein Passknacker-Punkt, somit konnte ich hier auch noch ein paar Punkte sammeln.
Von der Kaiserjägerstraße ging es direkt weiter zum Passo die Vezzena und dann weiter zum Passo del Cost. Und es war tatsächlich mal wieder etwas länger trocken. Wobei rings um mich herum die Wolken doch eher nach Regen aussahen…
Mein nächstes Ziel war der Passo del Sommo, die Passhöhe liegt auf 1341 Metern zwischen den Orten Lastebasse und Calliano.
Es gibt dort auch eine Einkehrmöglichkeit, das “Chalet Passo Sommo” - aufgrund der Leuchtreklame könnte dort auch ein Etablissement einer etwas anderen Art untergebracht sein.
Nun standen noch 3 Punkte auf meiner Liste für heute: Serrada, der Monte Bondone und der Kojotenpass.
Von Serrada aus ging es weiter zum Monto Bondone, Trentos Hausberg. Der Weg dorthin bot auch wieder einige tolle Ausblicke.
Kurz vor Calliano erschien vor mir das Castel Beseno, eine recht beeindrucke Burg, die da auf einem Felsenhügel thront.
So, nun ging es aber über die Etsch vorbei an Cimone rauf zum Monte Bondone. Leider begann es auch wieder zu regnen - wettertechnisch war das nicht der beste Tag.
Eine wirklich schöne Strecke, besonders die Straße von Vason, dem Ort auf dem Monte Bondone nach Trento hat sehr viele Kehren. Machte wirklich Spaß - bei trockenem Wetter bestimmt noch mehr.
Nun ging es nordwärts, von Trento nach Bozen, langsam zurück zum Hotel. Das schlechte Wetter hatte ich nun hinter mehr, und es zog ebenfalls Richtung Norden.
Den Kojotenpass wollte ich aber noch mitnehmen, außerdem lag er ja fast direkt auf meinem Weg. Der Kojotenpass heisst eigentlich Kreiter Sattel und ist nur etwa 400 Meter hoch. Den Spitznamen „Kojotenpass“ verdankt die Strecke ihrer Ostrampe, die angeblich viele Radfahrer zum Heulen bringt, wenn sie die zwar nur 1,7 km lange, stellenweise aber bis zu 20% ansteigende Rampe hochfahren.
Der Kojotenpass war abgehakt, der Regen folgte mir jedoch weiterhin. Es war inzwischen kurz vor 17 Uhr, also trat ich den Heimweg Richtung Hotel an. Und das war auch ein sehr guter Plan, denn der Regen kam dann ziemlich gewaltig.
Glücklicherweise kam ich noch vor dem Regen im Hotel an und konnte das ganze vom Balkon aus beobachten.