Der zweite Tag meiner Luxemburg Tour begann mit einem technischen Defekt. Dennoch sollte mich mein Weg heute vom Schwarzwald über Frankreich und das Saarland in den Hunsrück führen, wo ich mein nächstes Lager aufschlagen wollte. Diesmal für zwei Nächte, denn am dritten Tour-Tag sollte ja endlich Luxemburg auf dem Programm stehen.
Technischer Defekt noch vor dem Frühstück
Die Nacht hatte ich gut geschlafen, ich war weit vor der Frühstückszeit wach und begann schon einmal, meine Sachen zu packen. Ich wollte bereits vor dem Frühstück abfahrbereit sein, damit ich direkt danach durchstarten konnte.
Zur Navigation benutzte ich bisher immer ein ausgedientes Smartphone, das bei uns im Haushalt nicht mehr benötigt wird. Ein altes Sony Xperia Z5 Compact. Darin war keine SIM-Karte, es ist lediglich calimoto installiert, navigiert wird offline - die Karten sind lokal auf dem Gerät gespeichert. Hat bisher immer bestens funktioniert, daran wollte ich eigentlich auch nichts ändern. Insbesondere wollte ich mein “gutes” Smartphone nicht zur Navigation verwenden, irgendwie befürchtete ich, dass das Kameramodul schaden nehmen könnte, wenn es den Vibrationen am Lenker über längere Zeit ausgesetzt sein sollte.
Nun, der zweite Tag der Tour begann damit, dass das Navigationssmartphone in einer Boot-Schleife feststeckte. Es kam bis zum Sony-Logo und startete dann wieder von vorne. Weltklasse! Auch minutenlanges Drücken des Ein- und Ausschalters bewirkte keine Änderung. Und da der Akku fest verbaut ist, konnte ich diesen auch nicht für ein paar Minuten entfernen.
Also, Plan B: Das Navigationssmartphone durfte im Gepäck weiter rebooten, bis der Akku irgendwann mal komplett leer war. Ich überprüfte kurz, ob meine für die nächsten Tage geplanten Touren auch auf dem “guten” Smartphone über calimoto abrufbar waren und belud dann das Motorrad. Ich hätte mir nun während des Frühstücks noch Offline-Karten laden können, wenn das WLAN hier etwas besser gewesen wäre. War es aber nicht - und so hatte ich keine Chance, die Karten für Deutschland und Frankreich, die ich an diesem Tag benötigt hätte, noch vor der Abfahrt erfolgreich auf das Telefon zu laden. Das war aber hoffentlich auch nicht all zu wild. In diesem Telefon war ja eine SIM-Karte, ich hatte Datenvolumen und calimoto kann ja auch online navigieren, ohne heruntergeladenes Karten-Material.
Nachdem des Motorrad fertig bepackt war, ging ich zum Frühstück. Und war beeindruckt vom Frühstücksraum. Wobei, er passte super zur restlichen Einrichtung des Hauses.
Abfahrt
Gegen halb acht startete ich bei bestem Wetter meine Tour. Für heute standen 26 Passknacker-Punkte auf dem Programm, ich hatte eine Route von 550 Kilometern geplant. Ohne Autobahn. Es lag also ein straffes Programm vor mir. Losgehen sollte es nördlich durch den Schwarzwald, bei Rastatt wollte ich den Rhein nach Frankreich überqueren, mich dann immer an der französisch-deutschen Grenze entlang nach Saarbrücken, dort dann über Merzig, Mettlach und Saarburg langsam Richtung Hunsrück.
Den ersten Passknacker-Punkt erreichte ich auch recht zügig, der lag nicht weit von Freudenstadt entfernt.
Bisher war ich einmal im Schwarzwald - da war ich jedoch noch ein Kind. Ich bin mir nicht mehr sicher, wo wir damals genau waren, aber ich kann mich auf jeden Fall noch an bergige Straßen durch dichte Wälder erinnern. Und genau das erwartete mich an diesem Tag ebenfalls, herrlich!
Die Eindrücke, die ich auf den ersten Kilometern vom Schwarzwald sammeln konnte, waren genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte bzw. aufgrund meiner Kindheitserinnerungen erhofft hatte. Schmale Straßen durch dichte Wälder, mal hoch, mal runter - und dazu strahlender Sonnenschein:
Schnell waren auch die nächsten Passknacker-Punkte erreicht:
Zwischendurch bot die Schwarzwaldhochstraße auch immer wieder schöne enge und auch langgezogene Kurven.
Wer 26 Passknacker-Punkte an einem Tag anfahren will, muss aber auch voran kommen. Und so folgten gleich die nächsten zwei:
Direkt im Anschluß sollte der Punkt Hundseck kommen, hier galt es, ein Hotel zu fotografieren. Ich dachte erst, diese Bruchbude war gemeint:
Tatsächlich ist aber das hier das Hotel, das gemeint war.
Die letzten drei in Baden-Württemberg
Drei Passknacker-Punkte hatte ich noch in Baden-Württemberg im Roadbook stehen: Sand (Schwarzwald), Stöcklematt / Schwanenwasen und die Yburg. Der erste, Sand war auch schnell erreicht und recht unspektakulär.
Der nächste, Schwanenwasen, bot schon etwas mehr Ausblick.
Und der letzte in Baden-Württemberg war die Yburg. Schon die Auffahrt war sehr schön, eine schmale Straße, recht kurvig, schön zu fahren. Oben schoss ich natürlich das obligatorische Nachweisfoto, im Anschluss wollte die Bolt auch noch kurz etwas posen und die Aussicht genießen.
Auf nach Frankreich
Kurz bevor ich tatsächlich über den Rhein nach Frankreich fuhr, führte mich meine Route sehr nah an den Grenzfluss. Hier gab es einen netten kleinen Aussichtspunkt, an dem sich auch ein paar Schwäne aufhielten.
Im Anschluss ging es aber rein nach Frankreich. Die Grenze überquerte ich westlich von Rastatt Richtung Beinheim. Die Brücke über den Rhein war wohl früher einmal für den Eisenbahnverkehr geplant - durchaus interessant zu befahren.
Auch in Frankreich gibt es viele kleine, schöne Häuschen mit Fachwerkfassade. Und weil die mir so gut gefallen haben, gibt es auch gleich mehr als ein Bild davon.
Aber ich war ja nicht hier, um Fachwerkhäuser zu fotografieren. Passknacken wollte ich! Und deswegen ging es dann auch weiter zum ersten Passknacker-Nachweis in Frankreich, dem Col du Pfaffenschlick, mit einer wahnsinnigen Höhe von 375 Metern.
Dem folgten dann auch gleich Nummer 2 und 3 in Frankreich, Col du Goetzenberg und Col du Litschhof bzw. Gimbelhof.
Von hier gab es einen tollen Blick auf die Ruine der Hohenburg (Château du Hohenbourg), die direkt an der Grenze zu Deutschland liegt.
Wieder nach Deutschland, Luft raus aus dem Tank
Nun ging es erstmal wieder zurück nach Deutschland, um genauer zu sein nach Rheinland-Pfalz.
Der Tank der Bolt hat ein Fassungsvermögen von 12 Litern, ich verbrauche im Schnitt ungefähr 4,5 Liter auf 100 Kilometer. Ich habe also eine theoretische Reichweite von 267 Kilometern - die nutze ich allerdings wirklich nur im Notfall aus. Bei einer Tour wie dieser, die so ca. 550 Kilometer gehen soll, versuche ich in gleichmäßigen Abständen 3 Tankstopps einzubauen. Heute war der erste nach ca. 190 Kilometern geplant, der zweite dann wieder 190 Kilometer später - und der letzte sollte kurz vor der Unterkunft stattfinden, damit ich am nächsten Morgen mit vollem Tank starten konnte.
Normalerweise berücksichte ich die Tankstopps bereits bei der Tourplanung - ich suche mir vorab bereits Tankstellen raus und baue diese fest in die Route mit ein. Calimoto hat zwar eine Funktion, unterwegs eine Tankstelle zu finden - darauf will ich mich allerdings nicht verlassen. Bei einer meiner ersten Touren ist es mir dabei nämlich auch schon passiert, dass ich mit fast leerem Tank an der von calimoto empfohlenen Tankstelle ankam, diese Tankstelle jedoch bereits seit mehreren Jahren ihren Betrieb eingestellt hat. Vorab bei der Tourenplanung kann ich immer einen kurzen Blick auf die Bewertungen der Tankstelle, bzw. auf die Tankstellen-Website werfen und weiß somit, dass diese auch wirklich noch existiert. Besonders in unbekannten Gegenden ist das von Vorteil.
Die ersten 190 Kilometer der Tour lagen hinter mir, also fuhr ich die von mir eingeplante Esso-Tankstelle in Fischbach bei Dahn an. Dieser Tankstopp hatte zwei Besonderheiten:
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Besonderheit 1: Es war der 1. Juni 2022, Tag 1 des Tankrabatts. Nachdem ich am Vortag generell so zwischen 2,20 EUR und 2,50 EUR (gut, war an der Autobahn) auf den Preistafeln der Tankstellen gelesen habe, war ich überrascht, hier tatsächlich 1,859 Euro pro Liter Super E5 zu vorzufinden. Der Tankrabatt schien wohl doch zu greifen, zumindest bei meiner ersten Stichprobe.
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Besonderheit 2: Seit dem 24. Mai gab es deutschlandweit Probleme mit Kartenzahlungen. Bisher war ich nicht davon betroffen, egal wo ich auch hinkam, ich konnte mit Karte zahlen. Als ich die Zapfsäule der Esso-Tankstelle in Fischbach bei Dahn rollte und den Tankdeckel geöffnet hatte, kam der Tankwart recht hektisch angerannt und fragte mich in schönstem Pfälzisch, ob ich die Schilder gesehen hätte, dass derzeit nur Bargeld akzeptiert wird. Ich sicherete ihm zu, ausreichend Bargeld mitzuführen und begann mit dem Tanken. Er ging wieder in den Laden, nur um gleich im Anschluss gleich wieder heraus zu rennen, denn der nächste Kunde begann bereits seinen Tankvorgang.
Als ich fertig getankt hatte, erklärte er gerade dem dritten Kunden, dass es leider nur mit Bargeld funktionieren würde. Ich betrat den Laden und organisierte mich noch ein Getränk, als ich zur Kasse ging, war er bereits wieder an der Kasse. Wir hielten noch etwas Smalltalk, er fluchte über die Geräte, die seit über einer Woche nicht mehr funktionierten. Ich erklärte ihm, dass das hier die erste Tankstelle ist, bei der ich auf dieses Problem stosse, woraufhin er mir erklärte, dass wohl sämtliche Esso-Tankstellen in Deutschland betroffen wäre, da sie alle den selben Typ Kartenterminal einsetzen würden. Offenbar hatte er auch schon mehrere Kunden, die die wirklich deutlichen Hinweise auf “Cash only” an den Zapfsäulen ignorierten, und dann anderweitig erst einmal Bargeld organisieren mussten…
Ich wünschte ihm noch gute Nerven und ein baldiges Ende der Ausnahmesituation und verabschiedete mich.
Mit vollem Tank konnte ich meiner eigentlichen Aufgabe wieder nachgehen: Motorradfahren und dabei Passknacker-Punkte anfahren. Der nächste Punkt war die Eselssteige, ein Pass von Fischbach bei Dahn nach Eppenbrunn, darauf folgte Hilst. Eine Wasserscheide von von Eppenbrunn nach Schweixer Mühle.
Ellenator, dann kurz nach Frankreich
In Hilst stand ein Ellenator am Straßenrand. Wikipedia sagt dazu:
Der Ellenator ist ein Personenkraftwagen, der so umgebaut ist, dass er trotz seiner vier Räder als dreirädriges Kraftfahrzeug der EG-Fahrzeugklasse L5e eingestuft ist. In Kombination mit der Drosselung der Motorleistung auf 15 kW darf er von Jugendlichen ab 16 Jahren mit dem Führerschein A1 gefahren werden. Somit ist er besonders für Jugendliche interessant.
Ich finde die Gefährte sehen ja immer sehr spassig aus. Bei diesem Exemplar ging es aber, die Verkleidung der Radkästen war mit einem Foto richtiger Reifen beklebt. Dann sieht das nicht ganz so komisch aus.
Der nächste Fixpunkt meiner Tour war Liederschiedt, und zu meiner Überraschung lag der Ort bereits wieder in Frankreich. Ein Schild, dass ich die Grenze überquert habe, habe ich nicht gesehen.
Mein Roadbook verkündete, dass ich als nächstes den Punkt Vogeseneck in einem Bild festhalten sollte. Und das war mal wieder einer der Passknacker-Punkte, die mich etwas forderten. Auf der Passknacker-Seite wird empfohlen, als Nachweis der Anwesenheit den Grenzstein Deutschland-Frankreich in einem Bild festzuhalten. Nur, an dem Punkt, wo er stehen sollte, bin ich drei mal vorbei gefahren - gesehen habe ich ihn jedoch nicht. Also nochmal angehalten, Karte genau studiert und die Strecke gaaaanz langsam abgefahren. Und siehe da:
Der ist aber auch unscheinbar und zugewachsen!
Derzeit befand ich mich in Rheinland-Pfalz, nun sollte es ins Saarland gehen. Ich nahm noch eine kurze Abkürzung durch Frankreich, via Opperding und Schweyen fuhr ich schließlich ins Saarland. Hier ging es nun immer an der französischen Grenze entlang zum nächsten Passknacker-Punkt, dem Heidenkopf. Unterwegs fuhr ich an einem alten, baufälligen Haus vorbei - in dem es früher wohl mal einen Dorf-Rewe gab. Anhand des Designs der Leuchtreklame war der Laden wohl schon länger geschlossen.
Nun stand noch ein Punkt im Saarland auf der Liste, dann sollte es wieder Richtung Rheinland-Pfalz gehen. Um diesen Punkt zu erreichen, musste ich Saarbrücken umfahren und Richtung Saarlouis navigieren. Vielleicht habe ich einfach die falschen Straßen gewählt - der Gegend zwischen Saarbrücken und Saarlouis konnte ich jedenfalls nicht viel abgewinnen.
Dennoch erreichte ich irgendwann meinen Zielort, Ober-Felsberg.
Ab hier wurde es landschaftlich auch wieder schöner - leider kollidierte derweil ein Insekt mit der GoPro. Die Folgen sind auf den nächsten Bildern noch zu sehen.
Die Temperaturen stiegen deutlich, und ich musste dringend etwas Kleidung loswerden. Also hielt ich an, Zeit für ein paar Fotos blieb dann auch noch. Und die Relikte des toten Insekts wischte ich auch gleich von der GoPro.
Zurück in Rheinland-Pfalz, auf zum Hotel
Das Saarland habe ich verlassen, nun war ich wieder in Rheinland-Pfalz. Hier standen nun noch die letzten sechs Passknacker-Punkte auf meinem Plan, anschließend noch die Ankunft im Hotel. Den Anfang machte “Speiner Bildchen”, eine Wasserscheide von Niederzerf nach Saarburg.
Der nächste Punkt, der Rösterkopf, war fotografisch wieder eher langweilig.
Dafür bot der folgende, Thomm, deutlich mehr. Nämlich ein Bergbaudenkmal.
Die Straßen zu den letzten drei Punkten machten Spaß, angenehme Kurven, die tiefer stehende Sonne tauchte große Bereiche des waldigen Gebiets in Schatten.
Ich fahre die Punkte ja nicht nur stumpf ab und knipse meine Fotos, hin und wieder nehme ich sogar etwas Hintergrundwissen mit. So weiß ich jetzt zum Beispiel, dass der Erbeskopf die höchste Erhebung im Hunsrück und in Rheinland-Pfalz ist. Zudem auch noch die höchste linksrheinische Erhebung. Reisen bildet!
Schöne geschwungene Straßen brachten mich schließlich zu meiner Unterkunft.
Funklöcher
Das Hotel lag leider in einem totalen Funkloch. Hier war wirklich gar kein Empfang. Immerhin, das WLAN war halbwegs vernünftig - zum Kartendownload reichte es dennoch nicht. Egal, die Sache mit der Online-Navigation hat relativ gut funktioniert. Und wenn wirklich mal über längere Zeit kein Empfang war, blendete calimoto die Karte aus, die Route war jedoch weiterhin verfügbar. Etwas komisch zu fahren, jedoch durchaus machbar.
Mein Zimmer war das genaue Gegenteil des letzten Zimmers. Schlief ich im Schwarzwald in einem großen Zimmer, das ziemlich altmodisch eingerichtet war, befand ich mich nun in einem sehr kleinen Raum, der jedoch sehr modern eingerichtet war.
Fazit Tag 2
Knapp 555 Kilometer waren es an Tag 2, diesmal kein einziger Autobahn-Kilometer war dabei. Bis auf das Stück zwischen Saarbrücken und Saarlouis hat mir auch jede Gegend, die ich durchfuhr, sehr gut gefallen. Und das Wetter war durchgängig schön - so konnte es weitergehen.
Karte & Kommentare
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